Die 3 größten Anfängerfehler und wie Du sie vermeidest
Fehler 1: Ineffektive Dauer und Häufigkeit Deiner Übungseinheiten
Damit Du mit minimalem Zeitaufwand den maximalen Lernerfolg erzielst, möchte ich Dir eine Übestrategie verraten mit der meine Schüler und Kursteilnehmer mit Abstand die größten Lernerfolge erreicht haben. Die Grundlage dieser einfachen aber effektiven Strategie ist das Unterteilen Deiner Übungseinheiten in zwei Phasen.
Phase 1: Erschließen neuer Inhalte (z.B. Spieltechniken, Akkorde, Rhythmen etc.)
Konzentriere Dich in einer längeren Trainingseinheit von 30 bis 60 min darauf neue Inhalte wie z.B. Spieltechniken, Akkorde oder Rhythmuselemente zu erschließen, die Dein Repertoir sinnvoll erweitern. Eine solche Trainingseinheit kann je nach Lernstand 1-2 mal pro Woche oder auch nur alle 2 Wochen erfolgen.
Phase 2: Festigen und Routinisieren des zuvor Gelernten
In der zweiten Phase geht es darum mithilfe mehrerer kurzer aber regelmäßiger Übeeinheiten von 5-15 min Dein Wissen zu verinnerlichen und durch pure Praxis zu routinisieren. Für Deinen kontinuierlichen Lernerfolg ist es enorm wichtig, dass Du nach Möglichkeit jeden 2. bis 3. Tag die in Phase 1 gelernten Inhalte wiederholst. Wenn Du besonders schnelle Fortschritte machen möchtest, sind sogar mehrmals tägliche kurze Übungseinheiten effektiv. Die goldene Regel lautet „Use it or lose it!“
Fehler 2: Anstreben einer unrealistischen Lernkurve bis zur völligen Frustration
Der zweite fatale Fehler, den Du begehen kannst, ist das Anstreben einer zu steilen Lernkurve. Der mit Abstand häufigste Grund dafür ist ein viel zu früh von sich eingeforderter Perfektionismus. Zu früh eingeforderter Perfektionismus ist der Motivationskiller Nummer 1! Es ist einfach zu schwer, neu gelernte Spieltechniken oder Lieder so perfekt zu spielen wie Profigitarristen mit jahrelanger Erfahrung. Stattdessen empfehle ich Dir die gleichen Spieltechniken, Akkorde oder Rhythmen zu Trainingszwecken mit immer anderen Songs von unterschiedlichen Künstlern zu spielen.
Mein wichtiger Praxis-Tipp für Dich:
Mal angenommen Du hast z.B. die vier Akkorde G-Dur / E-Moll / C-Dur und D-Dur gelernt und merkst, dass der Wechsel noch nicht schnell genug klappt. Die 4 Akkorde hast Du gelernt um Dein hypothetisches Lieblingslied "7 years" von Lukas Graham zu spielen.
Es ist natürlich klar, dass Du Dich nur verbessern kannst, wenn Du die Akkordwechsel regelmäßig und häufig spielst. Statt Dich voll und ganz auf das eine Lied zu konzentrieren und zu versuchen es völlig zu perfektionieren, empfehle ich Dir erst einmal 5-10 weitere Songs mit diesen 4 Akkorden zu spielen. Das bringt Abwechslung rein, beugt Frustration vor und obwohl Du immer dieselben Akkorde und Akkordwechsel trainierst, kommt es Dir nicht so vor als würdest Du die ganze Zeit stur das Gleiche machen Nachdem Du die 5-10 weiteren Songs gespielt hast, kehre wieder zu Deinem ursprünglich angestrebten Song zurück und Du wirst merken wie viel besser dieser Song mit den Akkorden und Akkordwechseln jetzt klappt.
Hier eine kleine Auswahl von Songs mit den vier Akkorden G-Dur / E-Moll / C-Dur / D-Dur
1) Lukas Graham - 7 years
2) Ed Sheeran – Photograph
3) U2 – With or without you
4) John -Denver – Country roads
5) Beatles - Let it be
6) Mark Forster - Wir sind groß
7) Coldplay - Viva la Vida
8) Xavier Naidoo – Dieser Weg
9) Max Giesinger – 80 Millionen
10) Ben E. King - Stand by me
11) John Legend - All of me loves all of you
12) Marc Cohn - Walking in Memphis
13) Tracy Chapman – Talking about a revolution
14) Joan Osborne – One of us
15) Avici – Hey Brother
Fehler 3: Denken, das Vermeiden auswendig zu lernen spare Zeit
Es mag zunächst paradox klingen, was ich Dir jetzt sage, aber wenn Du schnell neue Songs mit neuen Spieltechniken lernen möchtest, lerne auswendig! Pro Takt oder Akkordfolge kostet Dich das maximal 2-3 min. Der Lerneffekt ist dafür umso gewaltiger und ich erkläre Dir auch gerne warum das so ist.
Der verblüffende Zusammenhang zwischen Lernerfolg und Arbeitsgedächtnis
Bei einem schnellen Lernprozess geht es immer darum Dein Arbeitsgedächtnis zu entlasten. Mit Deinem Arbeitsgedächtnis speicherst Du kurzfristig Informationen, die Du kurzzeitig abrufen kannst. Leider ist unser Arbeitsgedächtnis nur in der Lage maximal 3-4 Dinge parallel zu verarbeiten. Überforderst Du Dein Arbeitsgedächtnis wirst Du schnell müde und genervt sein. Entlastest Du es wirst du ein Maximum aus Deiner eingesetzten Zeit herausholen. Leider kommen gerade Anfänger häufig zu dem Ergebnis, dass sie musikalisch nicht begabt sein können, obwohl sie in Wirklichkeit ihr Arbeitsgedächtnis überfordern.
Diese Inhalte werden bei einem Anfänger, der versucht ein Lied vom Blatt zu spielen, parallel im Arbeitsgedächtnis verarbeitet.
- Treffen der richtigen Saite mit der rechten Hand
- Treffen der richtigen Saite mit der linken Hand
- Treffen des richtigen Bundes mit der linken Hand
- Welchen Finger nehme ich denn gleich?
- Überlegen wie der Akkord noch mal hieß
- Darüber nachdenken wie das noch mal mit dem Rhythmus war
- Versuchen die Stelle auf dem Blatt zu finden, die gerade gespielt wird
Die Liste ist beliebig fortsetzbar...
Ich hoffe es wird klar, warum kein Mensch egal wie begabt und intelligent er/sie auch sein mag bei so vielen Prozessen gleichzeitig ein Lied flüssig spielen kann.
Meine 3 sofort umsetzbaren Praxis-Tipps für Dich:
Fokussiere Dich beim Üben auf einzelne Spieltechniken bis sie Dir sehr leicht fallen und nicht mehr kurzfristig aus dem Arbeitsgedächtnis abgerufen werden müssen.
Lege Deine Fingersätze vorher fest und halte sie akribisch ein.
Führe nie wieder unnützen inneren Dialoge wie "Oh nein, gleich kommt wieder die Stelle, die ich immer nicht schaffe. Schaffe ich es vielleicht dieses mal?"